In meinen 15 Jahren als Führungskraft habe ich eines gelernt. Es sind nicht die endlosen Meetings oder die übervollen E-Mail-Postfächer, die uns wirklich zermürben. Es sind die subtilen, oft übersehenen Faktoren, die jeden Tag ein bisschen mehr von unserer Energie abzapfen, bis wir uns völlig ausgelaugt fühlen.
Was raubt dir deine Energie? Diese Frage beschäftigt heute mehr Berufstätige denn je. Studien zeigen, dass fast 80% der Befragten das Arbeitsleben als zunehmend stressiger und schnelllebiger empfinden. Die Realität ist: Wir suchen oft an den falschen Stellen nach den Ursachen unserer Erschöpfung.
Multitasking: Der Produktivitätskiller, den wir fälschlicherweise schätzen
Hier ist eine unbequeme Wahrheit: Multitasking kostet uns bis zu 40% unserer Produktivität. Als ich vor Jahren noch stolz darauf war, gleichzeitig E-Mails zu bearbeiten, Telefonate zu führen und Berichte zu schreiben, dachte ich, ich sei besonders effizient. Was ich nicht sah: Jeder Wechsel zwischen Aufgaben erfordert enormen kognitiven Aufwand.
Das Gehirn benötigt Energie für jeden Kontextwechsel – was Wissenschaftler “Cognitive Switching” nennen. Wenn du ständig zwischen verschiedenen Aufgaben springst, verbrennst du deine mentale Energie wie ein Auto im Stadtverkehr den Kraftstoff. Die Lösung? Blocke spezifische Zeiten für verschiedene Aufgabentypen und schalte E-Mail-Benachrichtigungen während konzentrierter Arbeitsphasen aus.
Energievampire am Arbeitsplatz: Menschen, die dich aussaugen
Jeder kennt sie: Die Kollegen, die jeden Raum mit ihrer Negativität füllen. Psychologen nennen sie “Energievampire” – Menschen, die durch emotionale Ansteckung die Stimmung und Produktivität ganzer Teams beeinträchtigen. In meiner Erfahrung gibt es sieben Haupttypen dieser Energieräuber.
Der chronische Nörgler, der bei jeder Besprechung Probleme findet, aber nie Lösungen bringt. Der Aufmerksamkeitssucher, der ständig Bestätigung braucht und dafür in deinen persönlichen Raum eindringt. Diese Menschen können die Energie eines gesamten Teams abzapfen. Forschung zeigt: Energievampire sind wie schwarze Löcher in Organisationen – sie saugen die Energie ihrer Kollegen und Vorgesetzten auf.
Was funktioniert? Grenzen setzen, höflich aber bestimmt kommunizieren und nicht zulassen, dass sie dich überrollen. Manchmal bedeutet das, freundlich zu lächeln, einen Schritt zurückzutreten und zu sagen: “Ich bin gerade beschäftigt.”
Das Ja-Sagen aus Schuldgefühlen: Wenn Hilfsbereitschaft zur Falle wird
Menschen mit hoher Verträglichkeit und niedrigem Selbstwertgefühl haben oft Schwierigkeiten, “Nein” zu sagen. Wenn diese Personen auch noch gewissenhaft sind, werden sie nicht nur Schwierigkeiten haben, Bitten abzulehnen, sondern auch höchstwahrscheinlich ihre Versprechen einhalten. Das führt dazu, dass sie so beschäftigt damit sind, die Wünsche anderer zu erfüllen, dass keine Zeit für ihre eigenen Ergebnisse bleibt.
Was raubt dir deine Energie? Oft ist es die ständige Bereitschaft, anderen zu helfen, auch wenn es auf Kosten der eigenen Ziele geht. In meiner Beratungspraxis sehe ich immer wieder hochleistungsfähige Menschen, die sich selbst ausbrennen, weil sie jedem Wunsch nachkommen. Das ist nicht Hilfsbereitschaft – das ist schlechtes Grenzmanagement.
Prokrastination: Der mentale Energiefresser
Aufschieberitis ist mehr als nur schlechte Zeitplanung – sie ist ein konstanter mentaler Energieräuber. Dein Gehirn erinnert dich ständig an unerledigte Aufgaben, was kontinuierlichen Stress und Sorgen verursacht. Je länger du eine Aufgabe aufschiebst, desto größer erscheint sie, was die Angst verstärkt.
Der Schlüssel liegt darin, Aufgaben in kleinere, überschaubare Schritte zu unterteilen. Konzentriere dich aufs Anfangen, nicht aufs perfekte Beenden. Verwende Timer und Erinnerungen, um dich auf Kurs zu halten und Ablenkungen zu begrenzen.
Visuelle Unordnung: Wenn das Chaos im Kopf beginnt
Hier ist etwas, was die meisten Führungskräfte übersehen: Visuelle Unordnung überlädt die Verarbeitungskapazität deines Gehirns. Forscher haben herausgefunden, dass visueller Durcheinander es schwieriger macht, sich zu konzentrieren und die mentale Ausdauer erschöpft. Dein Gehirn versucht ständig, all diese visuellen Informationen zu verarbeiten, auch wenn du nicht bewusst darauf achtest.
Es ist wie zu viele Browser-Tabs geöffnet zu haben – irgendwann läuft alles langsamer. Die Lösung muss nicht dramatisch sein. Beginne klein: Räume eine Oberfläche nach der anderen auf. Du musst nicht über Nacht zum Minimalisten werden, aber deinen Augen (und deinem Gehirn) etwas visuellen Freiraum zu geben, kann einen überraschenden Unterschied machen.
Emotionale Unterdrückung: Die versteckte Erschöpfung
Was raubt dir deine Energie mehr als alles andere? Das Vortäuschen, dass alles in Ordnung ist, wenn es das nicht ist. Die Unterdrückung von Emotionen ist erschöpfend und führt zu Burnout. Mein Freund Michael Bungay Stanier fragt immer: “Was gibst du vor, nicht wahr zu sein?” weil Vortäuschen enorme Energie verbraucht.
Anstatt Emotionen zu unterdrücken, frage dich: “Wie kann ich damit umgehen? Was sagt mir diese Emotion? Was kann ich tun, um es besser zu machen?” Die Unterdrückung von Emotionen verbrennt deine Energie, wann immer du versuchst, sie irgendwo wegzupacken.
Schlechte Gewohnheiten: Die täglichen Saboteure
In über einem Jahrzehnt der Unternehmensberatung habe ich gelernt: Es sind oft die scheinbar harmlosen täglichen Gewohnheiten, die uns die Energie rauben. Ständiges Scrollen auf dem Handy, bis die Augen brennen. Entscheidungsmüdigkeit durch zu viele unwichtige Entscheidungen am Tag. Übermäßiger Koffeinkonsum, der zu Energieabstürzen führt.
Eine Studie zeigte, dass bereits die bloße Anwesenheit eines Handys in der Nähe – auch wenn alle Benachrichtigungen aus sind und es umgedreht liegt – eine enorme Energiebelastung darstellt. Ein großer Teil der Energie fließt in die Aufmerksamkeit für dieses Telefon. Selbst wenn es ausgeschaltet ist, muss es sich in einem anderen Raum befinden, damit es deine Energie nicht abzapft.
Fehlende Pausen: Wenn Durchhalten zum Problem wird
Immer mehr Menschen überspringen ihr Mittagessen und essen am Schreibtisch – aus verschiedenen Gründen: Es ist kulturelle Norm, wahrgenommener Arbeitsdruck oder der Wunsch, früher zu gehen. Pausen sind jedoch essentiell, um deine Energie wieder aufzuladen. Mache es zur Priorität, deine Mittagspause in deinen Kalender zu blockieren und vermeide es, am Schreibtisch zu essen.
Kurze Mikropausen über den Tag verteilt reduzieren nachweislich Stress und steigern die Produktivität. https://www.charteredaccountants.ie/News/feeling-drained-avoid-these-energy-drainers-at-work zeigt praktische Strategien auf, wie Berufstätige ihre Energie besser schützen können.
Häufig gestellte Fragen
Was sind die größten Energieräuber im Büro?
Die größten Energieräuber sind Multitasking, Energievampire unter den Kollegen, visuelle Unordnung, emotionale Unterdrückung, Prokrastination, schlechte Gewohnheiten, fehlende Pausen und übermäßige Hilfsbereitschaft.
Wie erkenne ich Energievampire am Arbeitsplatz?
Energievampire sind Kollegen, die ständig negativ sind, übermäßig kritisch, chronisch klagen, Aufmerksamkeit suchen, passiv-aggressiv handeln oder versuchen, alles zu kontrollieren. Du fühlst dich nach Interaktionen mit ihnen erschöpft und demotiviert.
Warum ist Multitasking so energieraubend?
Multitasking erfordert kognitives Umschalten, was das Gehirn enorme Energie kostet. Jeder Wechsel zwischen Aufgaben verbraucht mentale Ressourcen. Studien zeigen, dass Multitasking die Produktivität um bis zu 40% reduzieren kann.
Wie kann ich meine Energie im Büro besser schützen?
Setze klare Grenzen, plane spezifische Zeiten für verschiedene Aufgaben, räume deinen Arbeitsplatz auf, nimm regelmäßige Pausen, lerne “Nein” zu sagen und identifiziere deine persönlichen Energieräuber.
Was hilft gegen die ständige Müdigkeit im Job?
Identifiziere deine Energiefresser systematisch: Überprüfe deine Gewohnheiten, dein Arbeitsumfeld, deine sozialen Interaktionen und deine Arbeitsorganisation. Oft sind es mehrere kleine Faktoren, die zusammen große Wirkung haben.
Wie gehe ich mit negativen Kollegen um?
Bleibe professionell, setze Grenzen, lass dich nicht in negative Gespräche hineinziehen, fokussiere auf Lösungen statt Probleme und suche bei Bedarf Unterstützung bei Vorgesetzten oder HR.
Warum fühle ich mich trotz ausreichend Schlaf müde?
Müdigkeit trotz ausreichend Schlaf deutet oft auf Energieräuber hin, die nichts mit körperlicher Erschöpfung zu tun haben: mentaler Stress, emotionale Belastung, schlechte Arbeitsorganisation oder ungünstige Umgebungsfaktoren.
Was ist emotionale Erschöpfung und wie erkenne ich sie?
Emotionale Erschöpfung entsteht durch ständige Unterdrückung von Gefühlen, übermäßige Hilfsbereitschaft oder den Umgang mit schwierigen Menschen. Anzeichen sind: ständige Müdigkeit, Reizbarkeit, Zynismus und das Gefühl, ausgebrannt zu sein.
Wie kann ich lernen, “Nein” zu sagen?
Beginne mit kleinen Grenzen, überprüfe deine Motive (hilfst du aus Angst vor Ablehnung?), plane Bedenkzeit ein (“Lass mich darüber nachdenken”), biete Alternativen an und erinnere dich daran: Nein zu anderen bedeutet Ja zu deinen Prioritäten.
Was sind versteckte Stressfaktoren im Büro?
Versteckte Stressfaktoren sind: ständige Handy-Präsenz, visuelle Unordnung, schlechte Beleuchtung, Lärm, unbequeme Möbel, ineffiziente Arbeitsab